Gold-Stevie für grüne Technologie-Vorreiter: Die ZF Bielefeld ist ein Gewinner
Das bielefelder Werk der ZF Friedrichshafen AG engagiert sich konsequent im Wandel hin zu einer grüneren Industrie - und ist damit in der gesamten Branche ein Vorreiter.
In einer Industriebranche, die aufgrund ihres Ressourcen-Hungers nicht immer den besten Ruf hat, setzt die ZF Friedrichshafen AG an ihrem Standort in Bielefeld konsequent auf ein innovatives Konzept von Müllvermeidung, Recycling und Wiederaufbereitung. Hier wird bereits seit einigen Jahren ein Cradel-to-cradle-Konzept (C2C) verfolgt, das es ermöglicht, die Herstellung von Getriebeteilen so umwelt- und materialschonend wie irgend möglich zu realisieren. Für dieses Engagement wurde die ZF bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet.
Nun folgt mit einem der begehrten Gold Stevies bei den German® Stevie Awards in der Kategorie "Wiederverwendung und Recycling" eine Anerkennung besonderer Klasse!
In den letzten zwei Jahren ist es der ZF gelungen, eine wichtige neue Wertschöpfungskette zu installieren und diese so zu optimieren, dass diese möglichst sparsam mit den eingesetzten Rohstoffen umgeht, bzw. so weit wie möglich auf den Einsatz neuer Ressourcen zu verzichten. Während Mitwettbewerber in dieser Zeit unter gestörten Lieferketten und Teuerung gelitten haben, konnte die ZF hingegen Altteile wieder aufbereiten und den Materialeinsatz niedrig halten. Im Gegensatz zu einem Neuteil lassen sich so bis zu 90% an Werkstoffen und Energie einsparen - das ist gut für die Umwelt und die Kunden, denn aufgearbeitete Aggregate sind deutlich günstiger als Neuteile! Zugleich konnte die ZF eine Zertifizierung ihres C2C-Konzepts erreichen, so z.B. auch bei ihrem pneumatischen Kupplungsausrückzylinder für AMT-Getriebe, dem ConAct, der somit wahrscheinlich das weltweit erste solchermaßen zertifizierte Bauteil mit elektronischen Komponenten überhaupt ist. Mittlerweile sind sämtliche Produkte am ZF-Standort in Bielefeld zu 100% nach Cradle to Cradle zertifiziert!
Um dies zu realisieren, müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein, z.B. muss die Materialgesundheit und die Kreislauffähigkeit genauestens geprüft werden. Diese Kriterien sind bei Teilen aus Metall, wie der bereits 2017 zertifizierte Kupplungsdruckplatte MFZ 430, einfacher einzuhalten als bei z.B. solchen aus Plastik. Deshalb wurde die Zertifizierung damals an genau diesem Teil beispielhaft vorgenommen, um das nötige Know-How und passende Kontakte aufbauen zu können. Die Erfahrungen wurden dann nach und nach auf weitere Produkte übertragen. Mit Erfolg, denn mittlerweile sind auch Aggregate mit elektronischen und Kunststoffteilen zertifiziert.
Neben den oben genannten Kriterien spielen jedoch auch andere Faktoren eine wichtige Rolle: Der Einsatz erneuerbarer Energien und ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Rohstoff Wasser sind die eine Seite, aber auch die soziale Gerechtigkeit - also ethische Geschäftspraktiken bei aller Beteiligten, faire Bezahlung und menschenwürdige Arbeitsumstände entlang der gesamten Lieferkette - spielen eine große Rolle. Das Cradel-to-Cradel-Konzept ist dabei von der Europäischen Kommission offiziell anerkannt. Aufgrund des großen Erfolges in Bielefeld werden die Themen Altteile-Rückhol-Konzept und C2C mittlerweile in weitere Standorte getragen und finden z.B. bei einer neuen Produktionslinie in einem ZF-Werk in Brasilien Anwendung.
Um eine stetige Versorgung mit für die Aufbereitung geeigneten Altteilen zu garantieren, hat die ZF ein eigenes System zur Rückholung etabliert. Da diese reverse Logistik, die eine fast lückenlose Rückverfolgung ihrer Produkte ermöglicht, bereits seit 1963 existiert, konnte diese effizient den neuen politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten angepasst werden. Eine eigene Abteilung behält weltweit die Märkte im Blick und kümmert sich um die Rückführung alter Teile. Dies ist keine leichte Aufgabe, denn im Werk werden jeden Tag etwa 50t Alt-Aggregate sortiert - was auf ein Jahr hochgerechnet dem Gewicht des Eiffelturms entspricht! Jährlich werden serienmäßig ca. 325.000 Kupplungsdruckplatten und Kupplungsscheiben, 5.000 Drehmoment-Wandler und 75.000 ConActs Ausrücksysteme nach den Maßgaben des C2C-Konzepts hergestellt, was einen erheblichen Vorteil sowohl für die Kunden als auch für die Umwelt darstellt.
Dass dieses Konzept aufgeht, sieht man zudem auch daran, dass Kunden gebrauchte Altteile auch aus eigenem Antrieb zurückgeben. Schließlich sorgt ein ausgeklügeltes Pfand- und Rabattsystem, bei dem der Kunde neue Produkte bei Abgabe eines Altgeräts günstiger erhält, für zusätzliche Anreize. Etwa 35% aller Altprodukte können so zurückgeholt und dem Recycling zugeführt werden - wobei sich dieser Prozentsatz in Zukunft weiter erhöhen soll, denn das Ziel ist, möglichst allen Altteilen eine Chance auf ein zweites Leben zu geben. Jedes Bauteil, bei dem die knappen Rohstoffe nicht aufwändig aus der Erde gewonnen werden müssen, sondern stattdessen wiederverwendet werden können, hilft, der Ressourcenknappheit entgegenzuwirken.
Dem Ziel, zeitnah klimaneutral, oder besser, sogar klimapositiv zu werden, kommt die ZF nicht nur durch die bereits 2017 erfolgte Umstellung auf 100% grünen Strom nach, sondern auch durch die konsequente Einsparung von Verbrauchsmaterialien - schließlich sind die weltweiten Entwicklungen eine Verpflichtung zu handeln. Zudem konnte die ZF am Standort Bielefeld praktisch nebenbei Entsorgungskosten für Abfälle in den letzten drei Jahren um 40% reduzieren. Schließlich gilt hier getreu der Abfallpyramide: Recyceln vor thermischer Verwertung! Anfallende Abfälle wurden im Rahmen der C2C-Zertifizierung genau untersucht und werden jetzt einer spezifischen Trennung zugeführt, die es ermöglicht, durch den Verkauf von Materialien wie Altölen, Folien, Metallen oder Aluminium sogar zusätzliche Gewinne zu erzielen. Zudem strebt die ZF an, in Bielefeld einen Standort ohne Abfall zu werden. Das Ziel ist es, dass dort keine Abfälle einer Verbrennung oder Deponierung zugeführt werden müssen: So z.B. bei einer der aktuellen Aktivitäten, bei der 160t alte, genutzte Kupplungsreibbeläge in ihre Bestandteile zerlegt werden und diese Fraktionen wieder der Produktion zugeführt werden.
Die ZF Friedrichshafen AG ist ein weltweit aktiver Technologiekonzern, der Systeme für die Mobilität von PKW, Nutzfahrzeugen und Industrietechnik liefert. Mit insgesamt 153.000 Mitarbeitern an rund 271 Standorten in 42 Ländern ist die ZF weltweit vertreten. Das Werk am Standort Bielefeld beschäftigt z.Zt. 220 Mitarbeiter und hat sich auf die Aufarbeitung von Antriebsstrang-Modulen für den Aftermarket in Europa spezialisiert. Hier wurde gezeigt, dass die Aufarbeitung von Produkten nicht nur ein Umweltthema ist, sondern auch wirtschaftlich lukrativ sein kann! Der Entschluss, sich mit dem C2C-Ansatz weiter zu beschäftigen, wurde auch durch die politischen Entwicklungen sowohl auf europäischer als auch auf Bundesebene bestärkt, z.B. durch die geplante Klimaneutralität im Jahr 2050. Viele Unternehmen sehen sich dadurch immer stärker unter Zugzwang, die restriktiver werdenden Umweltvorgaben umzusetzen. ZF ist durch ihre vorausschauenden Umweltaktivitäten optimal auf die Zukunft vorbereitet. Gleichzeitig steigt bei den Kunden die Umweltsensibilität und diese fragen explizit nach Umweltzertifikaten. Dadurch wird eine durchgehende C2C-Zertifizierung ein klarer Wettbewerbsvorteil! Nebenbei hat die ZF so die große Chance genutzt, ihre Produkte zu verbessern und zu optimieren.
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